Kippt Piech den Wankel?

Bild von Jürgen Kowalewski

Hallo,

gelesen in der Auto Bild Nr. 11-18.3.2011:

"Kippt Audi den Wankelmotor als Reichweitenverlängerer für den A1 e-tron?

Zwar werden 20 der Plug-in-Hybride mit Kreiskolbenmotor als Notstromaggregat im Feldversuch getestet, doch soll sich VW-Aufsichtsratchef Ferdinand Piech persönlich gegen den Wankel ausgesprochen haben. Dies bestätigte ein Audi-Mitarbeiter gegenüber AUTO BILD. Noch in Genf hatte sich die Kernzernspitze klar zum Wankel bekannt. Eine Entscheidung soll im Sommer fallen. In Ingolstadt wird aber bereits an Range-Extender-Alternativen (Ein- und Zweizylinder) gearbeitet."

Also doch keine "Wiederbelebung" des Wankelmotors in deutschen Fahrzeugen?

Gruß

Jürgen

 

Immerhin steht es den Käufern des Audi A1 E-tron frei, den Schüttelhuber rauszuhauen und sich etwa einen Aixro-Wankelgenerator einbauen zu lassen. Sozusagen demonstrativ.

 

Sollte Piech seiner Wankel-Abneigung auch hier Ausdruck verleihen....nur gesetzt den Fall.

 

Ein Einzylinder...was glaubt Ihr, wie der schüttelt und rattert...

 

 

Einer neuen Wahrheit ist nichts schädlicher als ein alter Irrtum.

(Johann Wolfgang von Goethe, dt. Schriftsteller)

Bild von Andreas Bertsch

Hallo Leute

warten wirs doch einfach mal ab, es gibt ja die gut motivierte Neckarsulmer Mannschaft, deren Herzblut doch noch etwas für den Wankel schlägt und es gibt den Herrn Piech, der sich langsam aber sicher zurück ziehen wird.

Noch ist nicht aller Tage Abend , aber dass ein Wankel flächendeckend eingesetzt wird ist derzeit realistisch gesehen eher unwahrscheinlich, aber die Zeit heilt ja so manche Wunden...

 

Gruß Andreas

Andreas Bertsch schrieb:

Hallo Leute

warten wirs doch einfach mal ab, es gibt ja die gut motivierte Neckarsulmer Mannschaft, deren Herzblut doch noch etwas für den Wankel schlägt und es gibt den Herrn Piech, der sich langsam aber sicher zurück ziehen wird.

Noch ist nicht aller Tage Abend

 

Das sehe ich auch so. Aber wir sollten auf alle Eventualitäten gefaßt sein.

 

Es kommt auch nicht darauf an, ob sofort flächendeckend Wankelautos abgesetzt werden. Wichtig ist, daß einmal Bewegung in die Sache kommt und der Einsatz der Technik in der Praxis seine Vorteile beweist. Dann wird es auch bei anderen Herstellern ein Thema werden, ähnliche Autos zu produzieren und wieder mehr Kapazität in die Wankel-Produktion und -Forschung zu investieren.

 

Mich stört es auch nicht, wenn neben der Wankel-Technik noch weitere Forschungen in verschiedene Richtungen betrieben werden, wie etwa in das PowerTrain-Konzept von EcoMotors oder den Sechstaktmotor vom Team Kottmann. Hauptsache, das Rad der Mobilität bleibt nicht total am herkömmlichen Viertakt-Prinzip hängen und dreht sich nur noch um dieses. Offenheit lautet die Devise!

 

 

Einer neuen Wahrheit ist nichts schädlicher als ein alter Irrtum.

(Johann Wolfgang von Goethe, dt. Schriftsteller)

Andreas Bertsch schrieb:

und es gibt den Herrn Piech, der sich langsam aber sicher zurück ziehen wird.

 

 

Na,

da würde ich nicht allzu hoffnungsfroh sein  . . . .  und wenn wir auch ganz sicher Indizien in der Geschichte der "Beziehung" Piech/Wankel-NSU/AUDI finden, die darauf hindeuten, daß die Ablehnung gegen den WANKELMOTOR auch Ausdruck persönlicher Animositäten der beiden Protagonisten ist, so darf man doch ganz sicher nicht übersehen, daß Piech mindestens ein ganz großartiger Ingenieur war und ist, der extrem anders als Felix Wankel immer auch 100% pragmatisch gehandelt hat.

 

Die (gewachsene) Überlegenheit des Hubkolbenmotors im Automobilbau hat ja auch Gründe, die man technisch nachvollziehen kann, und daß sich Felix Wankel ausgerechnet einen der machtvollsten Manager der Automobilindustrie zum "Feind" gemacht hat [ist sicher eine gegenseitige Geschichte, es wäre bestimmt spannend dazu mal die wohl noch ungeschriebenen Biografien zu lesen] ist sicher Teil einer gewissen Tragik.

 

Daß dann eben auch im Hause Daimler-Benz seinerzeit der führende Protagonist der Wankeltechnik überraschend und viel zu früh gestorben ist, das hat gewiss seinen Teil zum "Untergang" des Wankelmotors in Deutschland mit beigetragen.

 

Da gibt es allzuviele Wenns und Abers und Hätte  . . . ich halte es für eine Tatsache, daß die Technik des Hubkolbenmotors außer prinzipiellen Nachteilen im Gesamt-Wirkungsgrad- die aber allen Wärmekraftmaschinen eigen sind, also auch dem Wankelmotor - eben gegenüber anderen Wärmekraftmaschinen im Automobilbau keine erkennbaren Mängel für Anbieter & Anwender mehr besitzt, die eine Abkehr von ihm nahelegen.

 

Vielleicht wäre ja der Umstieg auf Wasserstoff als Energiequelle eine Chance für den Wankelmotor, aber da vermute ich eher den noch fernliegenden aber "eleganteren" Weg über die Brennstoffzellentechnologie hin zum Elektroantrieb.

 

Und ich bin ganz sicher: Heutzutage werden Piechs Leute auch einen 1zylindrigen Hubkolbenmotor so hinbekommen, daß sich die Nutzer nicht beschweren werden. Weder über Vibrationen noch über mangelnde Effizienz, noch über zu hohes Gewicht.

 

Aber ich ließe mich gern eines Besseren belehren.

 

Gruß, Christoph

 

 

 

 

 

 




Christoph hat, was die Einschätzung der Zukunft des Wankelmotors betrifft, völlig recht.

 

Den der Treibstoffverbrauch war, ist und wird immer höher sein als bei einem vergleichbaren Hubkolbenmotor. Auch mit Wasserstoff. Es bleibt nur noch die Nische, egal ob im Kart oder im Flieger. Und auch dort wird wohl irgendwann für den Wankel die Luft dünn.

 

Ein möglichst ökonomischer Einsatz von Treibstoff wird zukünftig DAS herausragende Kriterium eines Motors sein. Und da hat der Wankel keine Chance. Auch nicht als Range Extender. Mich wundert eher, dass man bei Audi überhaupt den Wankel ernsthaft eingeplant hatte.

 

Der Pragmatiker Piech wird sich durchsetzen, da bin ich sicher.

 

Seit 30 Jahren fasziniert mich die geniale Konstruktion des Wankelmotors. Auch wenn er sich letztlich nicht gegen den Hubkolbenmotor durchsetzen konnte; ich zumindest kann nicht davon lassen.

 

Gruß

HH

 

Christoph Berndt schrieb:

Andreas Bertsch schrieb:

und es gibt den Herrn Piech, der sich langsam aber sicher zurück ziehen wird.

 

 

Na,

da würde ich nicht allzu hoffnungsfroh sein  . . . .

 

Tatsache ist: Bis jetzt ist noch für Jeden die Zeit des Abtretens gekommen. Sollte das bei Herrn Piech anders sein - auch ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. (Ein Heesters-Duplikat unter den Konzern-Managern - oder so)

 

Selbstverständlich ist Ferdinand Piech ein äußerst fähiger Technik-Kenner, und durchaus auch gelegentlich mit Mut für's Außergewöhnliche, Revolutionäre (er war auch einer der Wegbereiter des Quattro, der als entscheidende Wegmarke in die Auto-Geschichte eingegangen ist). Und ich will ihm auch nicht von vornherein unterstellen, daß seine Haltung zum Wankelmotor ausschließlich aus persönlichen Motiven herrührt. Bei der Einstellung der Wankel-Produktion nach dem Ro 80-Ende in der zweiten Hälfte der Siebziger Jahre hatte er sogar ganz gute, rationale Gründe!

 

Außerdem denke ich, daß sich Felix Wankel nicht nur mit Piech einen Feind geschaffen hat, sondern auch mit dem Unternehmen Daimler-Benz als Solchem (wegen eines Zusammenstoßes in den Dreißiger Jahren). Und vermutlich auch mit Calvet von Citroen. Und ich weiß nicht mit wem noch aller. Weil Felix Wankel - wie man zugeben muß - seine Idee mit einem Fanatismus durchzusetzen versuchte, der schwer ins Kontraproduktive abgeglitten war.

 

Obwohl man sagen muß: Wie Peugeot als frischgebackener Citroen-Eigner massenhaft Birotor-GS-Typen zurückgekauft und vernichtet hat, das war schon wirklich grob.

 

Aber Felix Wankel ist tot, und die von ihm angezettelten Glaubenskriege sind vorbei. Damit wäre es Zeit, sich unbelastet den wesentlichen Sachfragen zuzuwenden.

 

Christoph Berndt schrieb:

 

Die (gewachsene) Überlegenheit des Hubkolbenmotors im Automobilbau hat ja auch Gründe, die man technisch nachvollziehen kann

 

Ja. so wie die um 80 Jahre längere Entwicklungszeit, zum Beispiel...und der viel größere Einsatz, der in die Optimierung der Hubkolben-Viertakt-Technik hineingesteckt wurde.

 

Daß daraus enorme Vorteile resultieren, das muß Jedem mit ein wenig Hausverstand einleuchten. Das hat aber nichts damit zu tun, wie hoch das Entwicklungspotential grundsätzlich bei beiden Verfahren ist. Der Viertaktmotor hat seine Effizienz verbessert, der Wankelmotor aber auch, trotz der nachteiligen Umfeldbedingungen - das läßt doch Spielraum für allerlei Vermutungen zu. Festgeschriebene Regeln gibt es ja nie in der Technik und ihren unterschiedlichen Ausführungen. Bei den Turbomotoren hätte man auch vor 35 Jahren nicht gedacht, daß sie einmal ganz brauchbar sein würden. Heute, vor allem beim Downsizing und beim Dieselmotor, zeigen sich die großen Vorteile.

 

Christoph Berndt schrieb:
Und ich bin ganz sicher: Heutzutage werden Piechs Leute auch einen 1zylindrigen Hubkolbenmotor so hinbekommen, daß sich die Nutzer nicht beschweren werden. Weder über Vibrationen noch über mangelnde Effizienz, noch über zu hohes Gewicht.

 

Und der Aufwand dafür? Um vielleicht einen Liter oder noch weniger auf 2000 Kilometern einzusparen? Rechnet sich das wirklich? Nur, um sagen zu können: Schaut uns an, wir sind so gut, wir achten so akribisch auf eine möglichst ökonomische Verwendung von Treibstoff? Und auf der anderen Seite verkaufen wir Hubraumriesen, wo allein schon die ganzen Sitzheizungen und -Einstellungen den Motor so viel zusätzliches CO2 rausblasen lassen wie eine Dutzendschaft an Wankel-A1-e-tron? Das widerspricht sich doch von vorne bis hinten.

 

Wenn Jemand ein Fahrzeug mit Wankelmotor kaufen will, dann soll er es kaufen können, wenn es technisch und wirtschaftlich machbar ist. Ich kann nicht auf der einen Seite aus Gründen der Ökonomie gegen einen Wankelmotor (schon gar nicht als Range Extender in einem kleinen Elektroauto) plädieren und auf der anderen Seite nach wie vor haufenweise Sechs- und Achtzylindermotoren verkaufen (natürlich mit Automatik und allem Drum und Dran). So viel Heuchelei in konzentrierter Form halte ich im Kopf nicht aus.

 

 

Einer neuen Wahrheit ist nichts schädlicher als ein alter Irrtum.

(Johann Wolfgang von Goethe, dt. Schriftsteller)