Zwischdichtungsdruckventil.

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Mein "neuer" Motor ließ sich nach vielen Versuchen nicht starten.

Beide Zündkerzen sind nach wenigen Umdrehungen stark verölt.

Höchstmögliche Ursache: Zwischendruck konnte nicht aufgebaut werde, weil Sitz des Zwischendruckventils deformiert ist.

Frage: Wie läßt sich das Ventil entfernen ohne den Motor zu zerlegen?

Ich bin gespannt auf gute Tipps.

Walter Uhl

 

Bild von Matthias vom Bodensee

Hallo,

was bedeutet "neu"?

Wirklich neu, oder nur neu im Sinne von gebraucht irgendwo einer geschossen für günstig Geld oder gar einfach irgendwie zusammen genagelt? Da ist schon auch mal Schrott unterwegs. Ich selbst hab mal einen 4-Kerzer bekommen mit sauberen Kolben, der als vermeintlich überholt angepriesen wurde. Da ich prinzipiell keine Motoren mehr unbesehen einbaue hab ich das Teil zerlegt und festgestellt, dass die Maschine sicherlich nicht lange gelaufen wäre, wenn überhaupt. Dichtstreifen mehrfach gebrochen, Kernlochdeckel im Seitenteil durchgerostet, Ölschleuderscheibe gebrochen, keine Federn unter den Dichtbolzen und die Kolben- und Exzenterwellenlager waren mit Maschinenfett eingefettet! Soviel zum Thema überholt...

 

Ich gehe jetzt mal von einem gebrauchten Motor aus, weil neu in Klammern geschrieben steht.

 

Je nachdem auch, wie lange das Teil stand und in welcher Verfassung die Maschine ist, können da dutzende Versuche nötig sein!  Je schlechter die Kompression, umso mehr muss man rumnudeln bis die Kiste läuft. Ich hab auch schon Motoren mit 3,5 Bar zum laufen bekommen, aber da liegt zwischen Laufen und Versaufen nur ein sehr schmaler Grad! Nur fahren brauchst so ne Maschine dann nicht.

Hast Du Unterlagen über den Motor (Kompressionswerte, Zustand der Trochoiden)?

 

Ein deformierter Sitz des Ventils sollte natürlich nicht sein! Jetzt ist die nächste Frage, was heißt deformiert und wie stark bzw in welchem Umfang? Hier wirst also auf jeden Fall was machen müssen, wenn Du den Motor fahren willst.

Im Zweifel würde ich sonst die Bohrung behelfsmäßig beim Start mit irgendwas zudrücken, z.B. wenn das vielleicht passt ein Gummiventil vom Autoreifen. Das ist an der Unterseite rund und aus Gummi womit sich der Sitz vielleicht abdichten lässt. So bekommst das Ding vielleicht dicht.

Raus muss das Teil aber allemal! Inwieweit sich das ausbauen lässt entzieht sich meiner Kenntnis, da ich das noch nie machen musste. Es wird denke ich aber entweder geschraubt oder eingepresst sein und ich würde behaupten ohne Motor zerlegen lässt sich das wohl nicht entfernen, sofern überhaupt vom Hersteller vorgesehen.

Als letzte Verzweiflungstat würde mir sonst noch einfallen eine passende Kugel so umzumodeln, dass man sie als Schlagwerkzeug/Dorn verwenden kann und so vielleicht wieder den Dichtsitz "ausgebeult" und dicht bekommt.

Ich weiß, klingt abenteuerlich, aber will man sich das Motor zerlegen erstmal ersparen muss man erfinderisch sein.  Hin ist das Teil wohl ohnehin schon. Von dem her wird man es kaum noch schlimmer machen können.

 

Wenn beide Kerzen mit Öl geduscht sind kann das aber auch daran liegen, dass die Standdichtungen fehlerhaft eingebaut wurden (bei neuem Motor) oder nicht mehr gut sind (gebrauchter Motor aus dem www.) bzw. durch lange Standzeit einfach Öl in den Brennraum gedrückt hat, oder aber jemand umsichtiges hat bei der Einlagerung des Motors Öl in die Brennräume gefüllt, damit es keine Korrosionsschäden gibt, wobei die vielen Startversuche wieder dagegen sprechen. Da sollte das Zeug schon längst im Auspuff hängen.

Geringe Mengen Öl können sich im Brennraum auch mit unverbranntem Sprit vermischen und das sieht dann so aus wie wenn die Kerzen in reinem Öl versoffen wären.

So würde ich sonst als nächstes beide Kerzen raus schrauben, den Motor leer durchdrehen lassen, damit die Plörre aus den Brennräumen verschwindet. Die Kerzen entweder mit der Lötlampe richtig trocken machen, das hat den Vorteil, dass die schon ein bisschen Temperatur haben oder andere funktionierende (vorzugsweise neue Kerzen) verwenden. 

Als nächstes: guter Zündfunke!

Da ich nicht weiß, was an dem Motor alles mit dran war gehe ich mal davon aus, dass evtl. auch der Zündverteiler mit dran ist. Die Unterbrecher sind schmutzempfindlich. Vor allem, wenn die Dinger lange gestanden haben. Im Zweifel mit ganz feinem Schleifpapier die Kontakte reinigen oder gleich einen neuen Kontakt verwenden.

Den Zündzeitpunkt statisch auf 6° vor OT einstellen nach Reparaturleitfaden, sowie die Grundeinstellung am Vergaser vornehmen (große und kleine Schrauben komplett zudrehen und dann jeweils beide 2,5 Umdrehungen rausdrehen). Damit sollte er dann normal laufen.

 

Wichtig wäre aber auf jeden Fall noch zu wissen was "neu" bedeutet und wie stark das Ventil deformiert ist. Ich kann mir so kein rechtes Bild davon machen. Ein Foto wäre hilfreich.

 

schöne Grüße

Matthias

Hallo Matthias,

vielen Dank für Deine umfangreiche Ausführungen.

zum Tema "neu" möchte ich nichts erklären. Ruf mich am besten hierzu an.

Ich habe vielen Deiner Hinweisen getestet und tippe letztendlch auf fehlenden Zwischendruck.

(das Thema "Zwischendruck" hat mir Prof. Jungbluth, Uni K'he 1972 in den Vorlesungen über Wankelmoteren hinreichend erklärt).

Das Ventil muss raus!! Bevor ich meine Idee (z.B. Linksdrallbohrer, befestigt an Rückwärtshammer) umsetzten werde, warte ich auf bessere.

Grüße aus dem Odenwald

Walter