CO Werte

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Hallo,

im Reparaturbuch stehen Vergaser-Einstellwerte von 4,0% CO für den alten Flachstromvergaser und 5,0% CO für den neuen Fallstrom. Abgesehen davon, dass irgendwann gesetzlich auf  nur noch 3,0% eingeschränkt wurde: Was ist denn wirklich empfehlenswert? Gibt es wirklich Probleme (Hitze, zu wenig Schmierung) wenn man etwas magerer einstellt? Hat da jemand Erfahrungswerte? Oder stellen alle streng nach Handbuch oder gar einfach nach Gefühl ein?

Herzliche Grüße

david

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david schrieb:

Hm, macht die Vergaser-Einstellung wirklich niemand mit CO-Messung? Oder hab ich nur im Oster-Loch gefragt?

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1975 aquablau

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Hallo David, der max. CO-Ausstoß ist ein Kontrollwert. Zweckmäßig stellt man den Leerlauf so ein, dass der Motor optimal rund läuft. Da unrunder Lauf wg. schlechter Verbrennung (ob zu fett oder zu mager) die Abgaswerte verschlechtert, wird bei rundem Leerlauf auch der CO-Wert eingehalten. Wenn du keinen richtigen Rundlauf bei vorgeschriebener Leerlaufdrehzahl hinbekommst, musst du alles an Vergaser und Zündung prüfen und ggf. einstellen / instand setzen.

Wenn dein 75er Ro im Originalzustand ist, unterschreitest du die von dir angegebenen Werte wegen der Nachverbrennung im Reaktor übrigens locker. Der TÜV ist bei meinem 75er jedesmal begeistert.

 

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Ralf HG schrieb:

Der TÜV ist bei meinem 75er jedesmal begeistert.

 

 

Der TüV hat sich bei mir auch nur Mal wegen zu hoher HC Werte beschwert (unverbrannter Sprit). Möglicherweise war ich da übereifrig – ich hatte mit Messgerät auf 3,0 % CO eingestellt (natürlich vor dem Reaktor). Vielleicht ist das zu mager und er zündet unwillig, dadurch der hohe HC Wert.

 

Noch eine Frage zum Flachstromvergaser: Hab ich das richtig verstanden, dass die große Schraube die Leerlaufluft regelt und die kleine den Sprit? Wenn ich also die große reindrehe, wird einerseits der Leerlauf niedriger, aber auch das Gemisch fetter? 

(Bei SU Vergasern z.B. beeinflusst die Leerlaufschraube nicht das Gemisch, sondern nur die Leerlaufdrehzahl)

 

Viele Grüße

david

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1975 aquablau

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david schrieb:

 

Noch eine Frage zum Flachstromvergaser: Hab ich das richtig verstanden, dass die große Schraube die Leerlaufluft regelt und die kleine den Sprit? Wenn ich also die große reindrehe, wird einerseits der Leerlauf niedriger, aber auch das Gemisch fetter? 

 

 

Hallo David,

 

ich würde sagen, daß Du das richtig verstanden hast. Was Du als "Sprit" bezeichnest, ist jedoch auch ein bereits über die Leerlaufluftdüse aufbereitetes Leerlaufgemisch. Beim Fallstromvergaser ist es im Prinzip genau so, die Leerlaufluft wird jedoch vor der Leerlaufluftschraube über die beiden Schläuche (auch "Umluft" genannt) zugeführt.

 

Bei Deiner ursprünglichen Frage ging es ja um ein Fahrzeug mit Fallstromvergaser im Originalzustand, d.h. u.a. mit aktiver Luftpumpe. Die von Dir genannten Einstellwerte lt. Handbuch vor dem Reaktor, gemessen an den Einblasleitungen, beziehen sich auf den verbleiten Kraftstoff der 70er Jahre und sind deshalb, wie man mir sagte, heute nicht mehr anwendbar.

 

Wie Ralf schon sagte, bin ich mittlerweile auch der Meinung, daß runder Leerlauf bei vorgeschriebener Drehzahl ein sehr gutes Indiz für passende Einstellwerte ist - vorausgesetzt, daß Zündung und Vergasergrundeinstellung stimmen.

 

Ralf HG schrieb:

 

Der TÜV ist bei meinem 75er jedesmal begeistert.

 

 

So lag der Kontrollwert bei der letzten HU bei meinem 75er bei 0,7 Vol. %.

 

Laut Wartungshandbuch soll dieser Wert bei Fahrzeugen mit Luftpumpe zwischen 0,2 und 1,5 Vol. % liegen.

 

Viele Grüße

Matthias

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Hallo,

das Einstellen des CO-Wertes ist nicht allzu schwierig. Zunächst muss die Luft synchroniert werden. Dazu verwende ich ein U-Ruhr aus transparentem Schlauch, mit dem ich den Unterdruck am Bypass messe. Luftfilter montiert lassen. Vorteil des U-Rohres ist, dass es viel genauer ist, als jedes Instrument und dazu noch billig. Die Differenz der Wassersäulen liegt bei rund 120 mm. Achtung, dass nicht Wasser angesaugt wird, dazu das U-Rohr nicht zu hoch mit Wasser füllen.

Die CO-Schrauben jetzt eindrehen, bis der Motor unrund wird und von da an wieder rausdrehen. Der Beginn des Stottern beim Eindrehen durch Handauflegen erfühlen, nicht nach Gehör. So kommen die Geschichten zustande, dass selbst Taube den Motor einstellen können. Nur wie weit rausdrehen? Meinem gebe ich eine halbe und 1/8 Umdrehung (1/2+1/8). Bei Betrieb mit E10 muss etwas mehr Sprit fliessen.

Oft wird behauptet, dass dieser CO-Wert nur für den Standbetrieb von Bedeutung wäre. Das sehe ich anders. In jedem Zustand hat der Volumenstrom durch diese Leitung durchaus Bedeutung für die Verbennung. Zu magere Einstellungen tun dem Motor nicht gut, er verbrennt zu heiß und die Klopfneigung steigt. Ein Verbrennungsmotor braucht immer ein paar Prozent CO.

Die ganze Prozedur wiederholen, bis beide synchron mit der gewünschten Drehzahl laufen. Ein guter Motor kann auch mit weniger als 800 U/min laufen.

Es empfiehlt sich, die Werte zu überprüfen an den Leitungen zur Lufteindüsung. Ich habe dies noch nicht überprüft, möchte mir daher ein CO-Messgerät kaufen, die gibts für 150 EUR. Werte am Auspuff bei Betrieb mit Luftpumpe haben keine Bedeutung. Bei mir misst der TÜV 0% CO.

Noch etwas: einen kleinen Schraubenzieher verwenden und diesen nur mit den Fingerspitzen drehen. Die Schrauben sind empfindlich Nadelventile, die grobes Behandeln mit Abbrechen beantworten würden.

Gruß

Roman

 

 

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Roman schrieb:

 

Werte am Auspuff bei Betrieb mit Luftpumpe haben keine Bedeutung.

 

 

Daher ja auch Kontrollwert und nicht Einstellwert.

 

Roman schrieb:

 

Bei mir misst der TÜV 0% CO.

 

 

Bemerkenswert. Auf den Kontrollwert haben letztlich die Einblasmenge der Luftpumpe und möglicherweise der Zustand des Reaktors einen Einfluß. Neuer Reaktor?

 

Vergleichswerte anderer Ro 80 mit Abgasentgiftung fände ich interessant.

 

Viele Grüße

Matthias

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Hallo,
 
weder Reaktor noch Luftpumpe sind neu. Den CO-Wert hatte ich selber beim TÜV abgelesen und mit dem Prüfer besprochen. Der CO-Wert steht seit Abschaffung der AU leider nicht mehr im Prüfbericht.
 
Aber da beide Trochoiden auf ein Auspuffrohr gehen, halte ich von diesem Wert nicht viel. Ein Vorteil unserer Vergaser ist ja gerade, dass wir die Trochoiden separat einstellen können.
 
Wichtig: an das Ende des U-Rohres, mit dem gemessen wird, muss ein T-Stück angeschlossen werden. Eines der beiden nun freien Öffnungen des T-Stückes muss immer offen bleiben, um kein Wasser aus dem U-Rohr anzusaugen. An eine freie Öffnung des T-Stückes wird der Schlauch des Bypasses angeschlossen. Das U-Rohr zeigt nun den Unterdruck an dieser Stelle. Bei einer Ablesegenauigkeit der Höhendifferenz von 1 mm mit Hilfe von Millimeterpapier kann nun auf 0,1 mbar genau eingestellt werden. So genau ist kein Synchrontester.
 
Mein Hinweis für die CO-Schraube gilt für einen Fallstromer.
 
Gruß
Roman
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Danke für die ausführliche Beschreibung! Das hilft.

 

Roman schrieb:
an das Ende des U-Rohres, mit dem gemessen wird, muss ein T-Stück angeschlossen werden. [...] An eine freie Öffnung des T-Stückes wird der Schlauch des Bypasses angeschlossen.

 

Ich muss aber gestehen, dass ich nicht weiss wo der Bypass zu finden ist ...

Vielleicht hätte ich das schon früher schreiben sollen: Mein Ro hat noch die originale Abgasnachverbrennung, aber ich habe auf den Querstromvergaser mit Handchoke umgerüstet – soll ja Sprit sparen. 

Um zwei Vergaser zu synchronisieren muss man doch die beiden Enden des U-Rohrs an die beiden Vergaser anschließen, so dass die Druckdifferenz an der U-förmigen Wassersäule abgelesen werden kann. Das mit dem T-Stück ist mir da auch nicht so klar ... als Grafiker würde ich ja eine Skizze machen :-)

 

Herzliche Grüße

david

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1975 aquablau

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david schrieb:

 

Ich muss aber gestehen, dass ich nicht weiss wo der Bypass zu finden ist ...

Vielleicht hätte ich das schon früher schreiben sollen: Mein Ro hat noch die originale Abgasnachverbrennung, aber ich habe auf den Querstromvergaser mit Handchoke umgerüstet – soll ja Sprit sparen.

 

 

... kannst Du nicht finden, den Bypass (oben auch Umluft genannt) gibt es beim Flachstromvergaser nicht.

 

Mal ehrlich: Fährst Du den Ro im Alltag? Sprit sparen???

 

Wenn Du die Luftpumpe noch drauf hast, würde ich wieder auf den Fallstromvergaser zurückrüsten und alles so einstellen und einrichten, wie's mal vorgesehen war. Es funktioniert!

 

Wenn Du am Flachstromvergaser so hängst, könntest Du die Luftpumpe ausbauen und(!) auf die alte Zweirohranlage umbauen. Aber warum den viel höheren Aufwand, wenn's auch original funktioniert.

 

Viele Grüße

Matthias

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Hallo Roman,

 

Roman schrieb:

Der CO-Wert steht seit Abschaffung der AU leider nicht mehr im Prüfbericht.
 
... beim TÜV tatsächlich nicht, bei der GTÜ schon, Dekra weiß ich nicht.
 
Roman schrieb:
 
Roman schrieb: Ein Vorteil unserer Vergaser ist ja gerade, dass wir die Trochoiden separat einstellen können. 
 

... eher ein Vorteil der Trochoiden, die Anschlüsse für die Lufteinblasleitungen haben. Und auch da gibt es Unterschiede. Die Lufteinblasmenge der späteren Ausführungen mit Lufteinblasleitungen ohne Ermeto-Verschraubung ist größer und führt zu einer Leerlaufdrehzahlanhebung. Somit ist die einzustellende Solldrehzahl bei der Messung an den Lufteinblasleitungen ca. 200 U/min niedriger.

 

Viele Grüße

Matthias

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Roman schrieb:

 

Hallo,
 
weder Reaktor noch Luftpumpe sind neu. Den CO-Wert hatte ich selber beim TÜV abgelesen und mit dem Prüfer besprochen. Der CO-Wert steht seit Abschaffung der AU leider nicht mehr im Prüfbericht.
 
Aber da beide Trochoiden auf ein Auspuffrohr gehen, halte ich von diesem Wert nicht viel. Ein Vorteil unserer Vergaser ist ja gerade, dass wir die Trochoiden separat einstellen können.
 
Wichtig: an das Ende des U-Rohres, mit dem gemessen wird, muss ein T-Stück angeschlossen werden. Eines der beiden nun freien Öffnungen des T-Stückes muss immer offen bleiben, um kein Wasser aus dem U-Rohr anzusaugen. An eine freie Öffnung des T-Stückes wird der Schlauch des Bypasses angeschlossen. Das U-Rohr zeigt nun den Unterdruck an dieser Stelle. Bei einer Ablesegenauigkeit der Höhendifferenz von 1 mm mit Hilfe von Millimeterpapier kann nun auf 0,1 mbar genau eingestellt werden. So genau ist kein Synchrontester.
 
Mein Hinweis für die CO-Schraube gilt für einen Fallstromer.
 
Gruß
Roman

 

Hallo,

habe mittlerweile die die CO-Werte mit einem Messgerät überprüft. Eine Trochoide 2,2 %, die andere 4,8 % also eine grosse Differenz. Die vorgegebene Toleranz beträgt 0,2%. Die Einstellung ohne Messgerät mit Hand auf dem Motor hat bei mir also keine synchrone und zu tiefe CO-Einstellung ergeben. Das war zunächst eine Überraschung. Es hilft also nur messen, alles andere ist zu ungenau. Die Luft-Synchronisation funktioniert gut mit meinem U-Rohr.

 

Gruß

Roman

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Matthias schrieb:
Vergleichswerte anderer Ro 80 mit Abgasentgiftung fände ich interessant.

Die von mir angeführte Begeisterung des TÜV wird von ebenfalls 'nicht nachweisbar' ausgelöst.

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Ralf HG schrieb:

Matthias schrieb:
Vergleichswerte anderer Ro 80 mit Abgasentgiftung fände ich interessant.

Die von mir angeführte Begeisterung des TÜV wird von ebenfalls 'nicht nachweisbar' ausgelöst.

 

... klare Aussage. Danke!

 

Viele Grüße

Matthias